Was wir aus ‚dunklen Jahrhunderten‘ lernen können

Walter Pohl, Wittgensteinpreis 2004
Institut für Geschichte der Universität Wien
Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
www.oeaw.ac.at/gema

Kaiser Justinian (+565), Mosaik in Ravenna

Kaiser Justinian (+565), Mosaik in Ravenna

Ort Atominstitut, TU-Wien, Stadionallee 2, 1020 Wien
Datum 17.06.2014
PDF Pohl_flyer

Das frühe Mittelalter, ca. von 400 bis 1000 n.Chr., ist eine entfernte Epoche, die oft auch als ‚dunkle Jahrhunderte‘ bezeichnet wird. Dennoch hat sich damals viel verändert, das bis heute weiterwirkt: Fast ganz Europa wurde christianisiert, während sich östlich und südlich des Mittelmeeres der Islam ausbreitete; neue Staaten und Völker entstanden (z.B. Franken, Angeln/Engländer, Dänen, Ungarn…). Auch wenn sich seit damals sehr viel verändert hat, können wir in diesem ‚fernen Spiegel‘ viel von uns selbst erkennen und besser verstehen lernen. Gezeigt werden soll das am Beispiel der sogenannten ‚Völkerwanderung‘, einer Zeit großer Migrationsbewegungen vom 4. bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. Goten, Vandalen, Burgunder, Franken, Langobarden und andere gründeten in dieser Zeit Reiche auf dem Boden des ehemaligen Weströmischen Reiches, dessen letzter Kaiser 476 bei einem Putsch gestürzt wurde. Diese Zeit ist nicht nur interessant wegen der teils dramatischen Ereignisse, über die wir aus alten Texten und archäologischen Ausgrabungen recht gut informiert sind. Sie hat auch dazu beigetragen, unsere Vorstellungen von Migrationen insgesamt zu formen. Manche Klischeebilder, mit denen wir bis heute auf Zuwanderer reagieren, haben sich schon damals gebildet oder sind später aus den dramatischen Ereignissen jener Jahrhunderte abgeleitet worden.

Vorbereitende Fragen:

  • Was löste diese Wanderungen aus?
  • Waren es wirklich Völker, die wanderten?
  • Welche Folgen hatten die Zuwanderungen?
  • Was führte zum Untergang des weströmischen Reiches, und wie können Imperien vergehen?
  • Auf welche Vorurteile trafen die Zuwanderer, und wie veränderten sich diese?

Ressourcen im Internet:

Achtung! Viele Websites zur Völkerwanderung oder zu einzelnen Völkern werden von ewiggestrigen bis rechtsradikalen Laien gestaltet, die darauf veraltete oder oft sehr fremdenfeindliche oder rassistische Inhalte verbreiten. Besonders in diesem Fall sollte man nur Websites von anerkannten akademischen Institutionen vertrauen. Auch http://de.wikipedia.org/wiki/Völkerwanderung bietet eine recht brauchbare Einführung.